Hier findest du themenbezogene Video-Playlists von der 24-Redaktion zusammengestellt
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Kostümbild – Der Stoff, aus dem die Kinoträume sind

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Visual & Special Effects – Der Griff in die Trickkiste

Schauspiel

I. Einführung: Künstler vor der Kamera

Sie sind Könige, Geliebte, betrogene Ehepartner oder Kriminelle. Sie bezaubern, schaffen Verachtung oder vermitteln inmitten eines Filmstabs und vor laufender Kamera tiefste Verzweiflung, um den Zuschauer im nächsten Moment schon zu amüsieren oder zu Tränen zu rühren – Schauspiel ist viel mehr als nur auswendig gelernten Text aufzusagen und nach den Anweisungen des Regisseurs zu agieren.

Am Set zerfällt die Arbeit eines Schauspielers in viele ‚Takes’, die erst in der Postproduktion zu einem stringenten Film zusammengefügt werden. Schauspieler müssen deshalb auf Kommando zu einer völlig anderen Person werden können, um deren innere Vorgänge sichtbar zu machen und Intimität zu erzeugen. Sie sollen Szenen jederzeit präzise wiederholen und lange Wartezeiten überbrücken. Im Alltagsgeschäft ist Schauspiel mitnichten so glamourös wie uns Filmpremieren oder die Medien vorgaukeln.

Schauspieler ist kein titelgeschützter Beruf, jeder kann sich so nennen. Aber um ein guter Darsteller sein zu können, muss man seine Stärken und Schwächen und vor allem die eigenen Gefühle genau kennen. Schauspiel ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Erst danach beginnt das Handwerk, für das man Menschen beobachtet, die Stimme und die körperliche Ausdruckskraft trainiert und erlernt, jeden beliebigen Drehort in Besitz zu nehmen. Erst wenn all diese Fähigkeiten im Verbund gelingen, ist es für einen Schauspieler möglich, seine Filmrolle nicht nur zu spielen, sondern in ihr aufzugehen.


II. Wissen: Zwischen Szenentext, Improvisation und Lampenfieber

II.1 Historische Stationen der Schauspielkunst

Die Anfänge des mimischen Spiels gehen auf die Frühzeit des Menschen zurück und sind in nahezu allen Kulturen nachweisbar. Wenngleich Schauspieler lange Zeit nicht gewertschätzt wurden, genießt der Beruf heute ein umso höheres Ansehen.

II.2 Vom Schauspieler zur Filmrolle

Nicht einmal Schauspielstars bekommen jeden Tag eine reizvolle Rolle angeboten oder finden in jeder Szene ohne vorheriges Training sofort den richtigen Ton. Um eine Figur glaubhaft verkörpern zu können, ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Rolle und ihren Eigenheiten notwendig.

II.3 Textarbeit – Das Drehbuch lesen, lernen und verkörpern

„Ich bin da ganz naiv,“ berichtet der Schauspieler Götz George im 24-Interview, „ich bekomme einen Text, und diesen Text versuche ich, so bewegt und authentisch wie möglich darzustellen.“ Georges Herangehensweise klingt verlockend einfach, aber wie spielt man als Darsteller unbefangen und wahrhaftig seine Rolle, obwohl man in einem Filmstudio steht und selbst bei intimen Szenen stets vom ganzen Filmstab beobachtet wird? Dazu bedarf es zuvor einer systematischen szenischen Annäherung, die exemplarisch an einem Auszug aus dem Film Gloomy Sunday. Das Lied vom Traurigen Sonntag dargestellt werden soll.

Wenn ein Schauspieler weiß, wie er seine Rolle interpretieren möchte, muss er den Rollentext auswendig lernen. „Für mich ist das Textlernen wichtig und schön. [...] Durch das permanente Repetieren des Textes wird mir auch vieles einfach so klar, ohne dass ich darüber analytisch nachdenke“, schildert Schauspielerin Martina Gedeck im 24-Interview ihre Erfahrung und bekräftigt, wie man sich Rollentexte am besten aneignet: durch häufige Wiederholung.

Rollentexte müssen jedoch nicht nur gelernt, sondern vor allem der Szene gemäß gesprochen und physisch interpretiert werden. 
Die Stimme ist neben dem Körper das ‚Handwerkszeug’ eines Schauspielers. Sie ist im übertragenen Sinn sein Instrument, auf dem und mit dem er spielen kann. Seufzen, flüstern, schreien, stammeln oder zischen – es gibt unzählige Arten zu sprechen. Sie eröffnen dem Schauspieler einen weiteren Gestaltungsfreiraum, um seine Rolle lebendig und glaubwürdig zu interpretieren. 
Zum Ausbildungsprogramm jeder Schauspielschule gehört deshalb eine intensive Sprecherziehung. Stimmen lassen sich nämlich wie bei einem Sänger trainieren und in ihrer Ausdruckskraft entwickeln, ohne dass die mimische und gestische Individualität des Schauspielers dabei verloren geht.


III. Anwendung: Dem Film ein Gesicht geben

III.1 Rezeptive Filmbildung

  • Die Schüler sehen ausgewählte 24-Filmclips, achten besonders auf die Schauspielleistungen in der jeweiligen Szene und beschreiben, welche Besonderheiten ihnen hinsichtlich Stimme, Körperhaltung, Gestik und Mimik auffallen. Anschließend diskutieren sie in kleinen Gruppen, welche Rollen sie besonders überzeugt haben bzw. welche sie ggf. anders interpretieren würden und begründen ihre Meinung.
  • Jeder Schüler zieht aus einem Stapel mit Karten, auf denen betont emotionale Gefühlsausdrücke wie ‚traurig’, ‚verärgert’ usw. stehen, eine Karte. Die geforderten Gefühlsausdrücke werden zunächst reihum mimisch dargestellt. Anschließend werden kontrastierend Sachtexte, z.B. eine Bedienungsanleitung, eine Speisekarte, ein Abschnitt aus dem Physikbuch o.ä., mit dem geforderten Gefühlsausdruck vorgetragen.

 

 III.2 Aktive Filmbildung

  • Die Schüler versuchen, einander im Klassenraum rollenspezifisch so zu begrüßen, wie es ihnen der Spielleiter zuruft (z.B. Fußballfans, alte Bekannte, Betrunkene, Nachbarn, Pfarrer). Für eine szenische Variante wählt jeder Schüler nur einen Charaktertyp aus und improvisiert mit seinen Mitschülern ein Begrüßungsgespräch. Nun trifft der Pfarrer auf den Fußballfan, der Betrunkene auf seinen Nachbarn usw.
  • Die Schüler lesen einen Drehbuchauszug, verteilen die einzelnen Rollen und versuchen, sich ihre Rolle szenisch zu erarbeiten. Anschließend studieren sie die Szene gemeinsam ein, filmen die Darbietung und überprüfen ihre beabsichtigte Rolleninterpretation mit dem gedrehten Video.

IV. Weiterführende Literatur und Weblinks

  • www.vierundzwanzig.de/schauspiel (Link zum Gewerk auf 24 mit Interviewclips, Filmausschnitten und Hintergrundinformationen)
  • www.movie-college.de/filmschule/schauspiel/index.htm (Basiswissen zur Interpretation von Schauspielrollen, dem Körper als Emotionsträger und der Stimmbildung)
  • www.die-spielwuetigen.de (Informationen zum Dokumentarfilm Die Spielwütigen des Mitglieds Andres Veiel, der vier junge Schauspielschüler über sieben Jahre vom Vorsprechen bis zu ihren ersten Engagements begleitete)
  • Caine, Michael: Weniger ist mehr. Kleines Handbuch für Filmschauspieler, Berlin 2005. (Ein anschaulich geschriebenes Buch des britischen Schauspielers, das seine persönlichen Erfahrungen um allgemeine Hinweise zu Schauspiel und Filmaufnahmen ergänzt)
  • Ottersbach, Béatrice / Schadt, Thomas / Haun, Nina (Hrsg.): Schauspieler-Bekenntnisse, Konstanz 2007. (Erfahrungsberichte und Kurzporträts deutschsprachiger Schauspieler)

© Erstellt von der Deutschen Filmakademie e.V. mit fachlicher Unterstützung des Mitglieds Antoine Monot Jr. sowie in Kooperation mit der Bundeszentrale für Politische Bildung und Vision Kino gGmbH

Die Aufgaben des Schauspielers

Die einfachste Definition des Schauspielers hat der Dramatiker Eric Bentley gefunden: „A verkörpert B, während C zuschaut". Während Schauspieler am Theater für die Dauer der Vorstellung in ihre Rollen eintauchen, geschieht das beim Film immer nur für wenige Minuten, unterbrochen von ausgedehnten Pausen für Kamera und Technik. Dabei trotzdem überzeugende Präsenz zu entwickeln, ist die größte Schwierigkeit für Filmschauspieler. Die Besten verfügen außerdem über die Fähigkeit, jeden Gedanken an bewusstes Agieren auszuschalten. Das erlaubt es der Kamera, die feinsten, unbewussten Nuancen menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten zu registrieren.